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LL.M. „Deutsches Recht“ an der LMU München

Rodrigo Pontes Raldi hat Jura in São Paulo studiert und im Rahmen des LL.M.-Programms "Deutsches Recht" an der LMU München ein Schwerpunktseminar im Strafprozessrecht besucht. In diesem Beitrag berichtet er von seinen Eindrücken und Erkenntnissen.
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Der LL.M. „Deutsches Recht“ – ein Interview mit einem brasilianischen Austauschstudenten

Rodrigo Pontes Raldi ist kein deutscher Jurastudent: Er studiert Jura in São Paulo. Im Rahmen eines Austausches nahm er an der LMU München im Zuge des LL.M.-Programms „Deutsches Recht“ an einem Schwerpunktseminar im Strafprozessrecht teil und erzählte uns anschließend von seinen Eindrücken und Erkenntnissen.

iurratio: Woher kommst du und an welcher Universität hast du an deinem Schwerpunktseminar teilgenommen?

Rodrigo: Ich komme aus Brasilien und bin Jurastudent des zehnten Semesters an der Universität von São Paulo. In Deutschland habe ich an einem Schwerpunktseminar während des Austauschprogramms an der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) teilgenommen.

iurratio: In welchem Rahmen hast du die Schwerpunktseminararbeit geschrieben und aus welchem Grund?

Rodrigo: Um das LL.M.-Zertifikat an der LMU erlangen zu können, muss man drei Vorlesungen besuchen (Strafrecht, Zivilrecht und Öffentliches Recht für ausländische Studierende), die jeweiligen Klausuren und mündlichen Prüfungen ablegen, an einem Schwerpunktseminar teilnehmen und natürlich die Magisterarbeit schreiben. Ich habe nur einen Teil dieser Aufgaben erfüllt, da ich immer noch ein Bachelorstudent bin. Die Schwerpunktseminararbeit habe ich dann aufgrund des LL.M. schreiben müssen.

Mein Schwerpunktseminar liegt im Bereich des Strafprozessrechts. Ich finde das Thema faszinierend und sehr wichtig für die Legitimation der Strafverfolgung in einem Rechtsstaat. Die Mittel – hier als das Strafverfahren zu verstehen – sind im Bereich des Strafrechts genauso wichtig wie das Prozessziel selbst, da seine Folgen (Strafen) die schwierigsten des Rechtsystems sind, d.h. die Strafen können in die Freiheit und in die anderen Grundrechte des Individuums eingreifen.

Darin liegt die Wichtigkeit der Strafprozessgarantien, die durch das Grundgesetz und die einfachen Gesetze gewährleistet werden. Der Angeklagte muss von vornherein nicht nur die geltenden Regeln wissen, sondern auch wie sie mit hoher Wahrscheinlichkeit von den Richtern ausgelegt werden. Und das ist genau die Rolle der wissenschaftlichen Recherche bei der systematischen Auslegung der Rechtsnormen, bei der die Begriffe festgelegt werden, damit eine größere Rechtssicherheit gewährleistet wird.

iurratio: Wie hast du die Betreuungssituation während des Seminars empfunden?

Rodrigo: Die Betreuungssituation war meiner Meinung nach sehr zufriedenstellend. Der Dozent stellte sich immer zur Verfügung, um alle Fragen zu beantworten. Genauso war es möglich, sich immer mit den wissenschaftlichen Mitarbeitern des Lehrstuhls in Verbindung zu setzen, besonders bei Fragen zu Formalitäten und Frist der Seminararbeit.

iurratio: Hat dir das Schwerpunktseminar Mehrwert für dein weiteres Studium oder insgesamt gebracht?

Rodrigo: Ich denke, dass jeder Jurastudent daran gewöhnt ist, sich auf Klausuren und schriftliche Prüfungen vorzubereiten. Das Studium für das Schwerpunktseminar ist meiner Meinung nach jedoch total anders. Es ist nicht wichtig, sich so viele Informationen wie möglich einzuprägen und wiederzugeben, sondern über ein bestimmtes Thema eines Faches tief zu recherchieren, d.h. es soll sich nicht nur um die Wiedergabe von Ideen der wichtigsten Autoren handeln, sondern die Arbeit soll auch eine eigene wissenschaftliche Leistung des Studenten enthalten.

Die Entfaltung einer neuen Perspektive vom Studium scheint mir sehr bereichernd für die Bildung eines Juristen und notwendig für alle Akademiker. Somit würde ich das Schwerpunktseminar als einen Mehrwert nicht nur für mein Studium, sondern auch für die Erweiterung meiner akademischen Fähigkeiten betrachten.

iurratio: Wie sinnvoll ist aus deiner Sicht die Möglichkeit, einen Schwerpunkt in Deutschland zu machen?

Rodrigo: Ich denke, die Möglichkeit, einen Schwerpunkt in Deutschland zu machen, ist sicherlich sehr vorteilhaft für die Weiterbildung meiner juristischen Kenntnisse. Das Rechtswissenschaftsstudium ist vielschichtig und erfordert eine entwickelte kritische Kapazität, um die Norm im Einklang zu der nationalen Rechtsordnung zu analysieren. Das Studium in Deutschland erlaubte es mir, ein anderes Rechtssystem kennenzulernen und damit eine kritische Meinung über die brasilianische Rechtsordnung zu entwickeln.

Außerdem ist die Relevanz des deutschen Rechts für das brasilianische Rechtssystem unbestritten, da das deutsche Rechtssystem das brasilianische Recht besonders in Zivil- und Strafrechtsgebieten erheblich beeinflusst hat.

iurratio: Vielen Dank für dieses Interview!

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